Matthias Jung


 

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Zeitsprung - Gemeinde 2030

 

 

Krippenspiel 2006

"Hochmut hat keinen Stern"

nach einer Geschichte von Rudolf Otto Wiemer

(Pit und die Krippenmänner, Seite 92-99


1. Szene – Kaspar ist unterwegs


Erzähler: Liebe Kinder, liebe Erwachsene, ihr kennt alle die Geschichte von den drei Weisen, die dem Stern folgten und den Weg zur Krippe gefunden haben. Doch was ist da auf dem Weg passiert? Das wollen wir heute erzählen. Unsere Geschichte beginnt in einem fernen Land. Ein Stern ist am Himmel erschienen. Der junge Kaspar, klug und schön, hatte ihn als ersten entdeckt. Die klügsten Männer haben beraten und beschlossen, dass Kaspar auserwählt sei, dem Stern zu folgen. Du hast ihn entdeckt, hatten sie gesagt, du bist von Gott auserwählt den neugeborenen König zu begrüßen. Mach dich auf den Weg, dem Stern zu folgen. Und du wirst noch zwei andere Weise finden, die mit dir zum neugeborenen König unterwegs sind. Und hier seht ihr Kaspar, wie er stolz dem Stern folgt…

Kaspar: Ha! Ich, ich folge dem Stern. Nur ich. Ich bin einfach nur toll. Wer sonst hätte den Stern auch entdecken sollen. Ich war doch immer schon der Schnellste und Klügste. Ich bin gespannt, wann ich die anderen beiden treffe und was das für Menschen sind. Wahrscheinlich auch Männer wie ich, stark und groß… Aber es dauert so lange! Ich bin so gespannt! Ich würde ja Tag und Nacht reisen, aber der Stern steht in der Nacht still… Drei Tage bin ich jetzt schon unterwegs und nichts ist zu sehen. Wieder ist es Abend geworden und ich muss warten bis zum Morgen…



2. Szene Kaspar trifft die anderen beiden Weisen und sie gehen gemeinsam weiter, übernachten im Gasthaus

[Kaspar steht auf, reckt und streckt sich]

Kaspar: Oooh, hab ich gut geschlafen! Jetzt aber schnell weiter. Aber, was ist das? Der Stern bewegt sich nicht. Was soll denn das? He, Stern, die Nacht ist vorbei! Die Zeit eilt, ich komme zu spät!

Stern: Niemand ist weise, der nicht demütig und geduldig ist. Und wer zu schnell ist, kommt oft nicht ans Ziel. Warte hier auf die anderen beiden.

Kaspar: Warten, warten, warten. Können die sich nicht beeilen?! [Läuft unruhig auf und ab] Am Ende sind andere vor mir beim neugeborenen König. Vor mir! Ich hab doch den Stern als Allerersten entdeckt und ich… [Stoppt, da sich Balthasar nähert] Aah, da kommt wer! Welch ein Glück! [reißt die Augen auf] Doch wer ist das denn?!

Balthasar: Guten Tag, ich bin Balthasar und ich folge auch dem Stern. Mein Weg war lang und schwer, aber jetzt bin ich hier und habe dich endlich getroffen. Gott sei Dank dafür!

[Kaspar tritt einen Schritt zurück, reibt sich das Kinn]

Kaspar: Man nennt mich Kaspar. Aber sag mal, bist du nicht ein bisschen alt für so eine lange Reise? Mit dir zusammen geht es ja nur im Schneckentempo voran!

Balthasar: Ich folge dem Stern, weil ich der erste in meinem Land war, der ihn entdeckt hat.

Kaspar: Das kann ja lustig werden! Wir kommen bestimmt zu spät. Und wo ist der Dritte?

Balthasar: Lass uns warten, lieber Bruder Kaspar.

Kaspar: [nachäffend]: Lass uns warten lieber Bruder Kaspar.

[Melchior kommt dazu]:

Melchior: Guten Tag, liebe Brüder! Ich heiße Melchior und folge dem Stern.

Balthasar [schüttelt Melchior die Hand]: Willkommen, Melchior! Ich bin Balthasar und folge auch dem Stern. Nun sind wir zu dritt und können weiterziehen.

[Melchior wendet sich Kaspar zu, streckt die Hand aus. Kaspar
überwindet sich, reicht Melchior einen Finger.]

Kaspar: Das kann doch nicht wahr sein! Erst so ein alter Tattergreis und jetzt auch noch ein Schwarzer! Die passen doch alle beide nicht zu mir! Was hat sich der Stern dabei gedacht?! [Guckt böse nach oben zum Stern]

Melchior: Seht der Stern bewegt sich wieder, wir müssen aufbrechen!

Erzähler: Den ganzen Tag sind die drei unterwegs. Melchior und Balthasar vorneweg, sie unterhalten sich die ganze Zeit über ihre Heimat, über die Reise, wie sie den Stern entdeckt haben. Kaspar bleibt die ganze Zeit hinter ihnen, ist stocksauer, kickt immer wieder missmutig einen Stein. Als die Sonne untergeht, kommen sie gerade an einem Gasthaus vorbei:

Balthasar: Schaut, Brüder, ein Gasthaus! Heute Nacht müssen wir nicht frieren, heute gibt es ein gutes Essen und ein warmes Bett!

Gastwirtin: Guten Abend, liebe Reisende! Wo kommt ihr her? Ihr seht aus, als hättet ihr einen weiten Weg hinter euch.

Melchior: Wir folgen dem Stern dort oben. Er wird uns zu einem neugeborenen König führen, einem ganz besonderen König. Es heißt, er regiert nicht mit dem Schwert, sondern mit der Liebe. Und er bringt nicht Krieg und Zerstörung, sondern den Menschen Heil und Freude.

Gastwirtin: So einen König können wir alle gut gebrauchen! Doch nun kommt erst einmal herein, setzt euch an meinen Tisch, esst und trinkt, ruht euch aus. Und ein gutes Bett habe ich auch für euch!

[Melchior und Balthasar treten ein, Kaspar folgt und murmelt noch leise:]

Kaspar: Na, da bin ich ja gespannt, was das für ein Gasthaus sein wird. Sieht jedenfalls nicht so dolle aus….


3. Szene – Am morgen danach

Gastwirtin: Ein neuer Morgen! Die Sonne ist aufgegangen und doch scheint der Stern so hell. Ach, wenn das doch wahr wäre, dass Gott einen König schickt, der Freude und Glück bringt! Die ganze Nacht habe ich wachgelegen und über die Worte der drei Weise nachgedacht. Oh, da kommt schon der erste!

[Kaspar kommt, reckt sich, guckt unfreundlich]

Gastwirtin: Guten Morgen! Schaut doch, was für ein schöner Sonnenaufgang! Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen!

Kaspar : [knurrig]: Von wegen gut geschlafen! Die Matratze war zu dünn, das Bett hat gequietscht, Balthasar hat geschnarcht und dein Abendessen hat mir die ganze Nacht im Magen gelegen. Kein Auge habe ich zugemacht.

[Gastwirtin erschrickt und zieht sich ohne ein Wort zurück]

Kaspar: Ein guter Morgen, jaja! Und die beiden anderen liegen noch in den Federn. Schlafmützen! So kommen wir nie an…. [Läuft hin und her] Ich weiß was ich mache! Ich werde vorlaufen. Der Stern hat mich in den letzten Tagen immer in diese Richtung geführt. Ich werde voraus laufen! Dann ich als Erster beim neugeborenen König sein. Und werde die anderen beiden auslachen, wenn sie Tage später kommen. Was soll schon passieren?

[Schleicht sich davon]


4. Kaspar verirrt sich im Wald

Kaspar: Jetzt bin ich schon den halben Tag unterwegs, alleine in diesem dunkeln Wald… Und jetzt fängt es auch noch an zu schneien… Ach du meine Güte!

[Schaut sich um] Wo ist denn plötzlich der Stern hin?! [läuft hin und her] Was mach´ ich den jetzt?! Ich warte erst mal, bis es aufhört zu schneien… [setzt sich]


- Musikalisches Zwischenspiel –


Kaspar: Oh, es hört auf zu schneien! [steht auf, guckt sich um] Aber wo ist denn der Stern?! Ich sehe tausend Sterne aber nicht DEN Stern? Wo ist er hin, er kann doch nicht vom Himmel gefallen sein?! Ach, es war bestimmt ein Fehler mich von den anderen beiden zu trennen! [kommt zu der Köhlerhütte] Aaah, endlich ein Haus! [klopft]

Köhler: [unfreundlich] Wer da?

Kaspar: Ich bin´s Kaspar, ich folge einem Stern, aber jetzt hab ich mich verlaufen.

Köhler: Pech für dich. Kaspar kenn ich nicht. Da kann ich dir nicht helfen. Von deinem Stern weiß ich nichts. Aber hier bist du schon richtig [grinst].

Kaspar: Wieso?

Köhler: Ab raus mit dir an die Arbeit, ich kann jemanden gebrauchen, der die Kohle schippt!

Kaspar: Wie, ich soll arbeiten?! Moment, nene, ich folge doch dem Stern und ich bin auserwählt einen neugeborenen König zu finden.

Köhler [guckt mitleidig]: Soso, du bist auserwählt… Tja, aber du kommst hier nicht alleine raus aus dem Wald, dazu brauchst du mich. Und ich zeige dir den Weg erst morgen früh, wenn du für mich gearbeitet hast. Also, was sagst du?

Kaspar: Was bleibt mir anderes übrig…



5. Szene – Kaspar arbeitet für den Köhler

Erzähler: Stundenlang hat Kaspar nun schon gearbeitet. Seine schönen Kleider sind inzwischen ziemlich löchrig, sein Gesicht ist ganz schwarz vor Kohlenstaub.

Kaspar: Och, tut mir der Rücken weh. Nimmt denn die Nacht kein Ende?! Und meine Kleider! Was war ich für ein Dummkopf! Wäre ich doch bei den anderen geblieben und dem Stern gefolgt.

[Mädchen kommt]

Mädchen: Hallo, wer bist du denn?

Kaspar: Ich bin der Kaspar. Und wie heißt du?

Mädchen: Ich heiße Leah und mein Papa ist der Köhler. Und was machst du denn da?

Kaspar: Ich arbeite für den Köhler. Ich hab nämlich kein Geld und großen Hunger… Ich hab mich im Wald verlaufen und meinen Stern verloren.

Mädchen: Du hast deinen Stern verloren?

Kaspar: Ich dachte, ich käme alleine schneller zum neugeborenen König und jetzt bin ich hier im Wald… Und dein Papa meinte, ich müsste bis morgen früh arbeiten und dann fände ich den Weg aus dem Wald heraus. Und ich habe so einen Hunger!

Mädchen: Soll ich dir einen Apfel holen?

Kaspar: Das wäre toll!

[Mädchen läuft weg, holt einen Apfel, gibt ihn Kaspar]

Kaspar: Danke, das ist so lieb von dir!


6. Szene – Die Weisen treffen sich wieder und kommen zur Krippe

Erzähler: Am nächsten Morgen, Kaspar ist irgendwann todmüde einfach eingeschlafen, kommt der Köhler und weckt Kaspar. Dann führt er ihn durch den Wald. Als sie am Ende angekommen sind, sagt der Köhler:

Köhler: So, jetzt wirst du deinen Weg schon alleine finden.

Kaspar: Ja, ich denke schon. Vielen Dank für deine Hilfe. [dreht sich um] O, da ist ja der Stern wieder! Und… da drüber stehen ja auch Melchior und Balthasar! [winkt] Hallo!

Melchior: Aah, da ist ja Kaspar wieder! Wie schön, wir haben dich den ganzen Tag und die ganze Nacht gesucht!

Kaspar [verschämt] Ihr habt mich gesucht…

Balthasar: Natürlich haben wir dich gesucht. Denn nicht zwei, sondern drei Weise aus dem Morgenland sollen den neugeborenen König suchen und finden. Es müssen drei sein, denn drei ist eine gute Zahl.

Melchior: Komm, ich mach dir erst mal das Gesicht sauber. Und einen Mantel habe ich auch noch für dich. Willst du?

Kaspar: Ja, danke, ihr seid so gut zu mir… Und ich habe euch so schlecht behandelt.

Balthasar: Das ist jetzt vorbei. Kommt lasst uns gehen, wir haben schon viel Zeit verloren.


Erzähler: Und so machten sich die drei wieder auf den Weg. Melchior und Balthasar erzählten, wie sie ihn gesucht hatten, Kaspar erzählte von dem Köhler, der harten Arbeit und dem kleinen Mädchen, das ihn so liebevoll versorgt hatte. Noch am gleichen Tag kamen sie nach Betlehem. Der Stern blieb über einem Stall stehen. Die drei Weisen gingen hinein, fanden Maria und Josef und ein kleines Kind in der Krippe. Sie knieten sofort nieder, weil sie spürten, dass ist kein Kind wie alle anderen Kinder. Und auch kein Königsohn wie andere Königssöhne. Sie spürten die Wärme, die von dem Kind ausstrahlte und die ihre Herzen erreichte.

Balthasar: Das ich das noch in meinem Alter erleben kann! Seine Wärme ist größer als jeder Ofen!

Melchior: Und seht das Licht, das es umstrahlt, heller als jedes andere Licht in der Dunkelheit!

Kaspar: Ja, du bist ein ganz besonderes Kind, ich glaube, in dir kommt Gott ganz nah. Und wenn du groß bist, wirst du ein ganz anderer König sein. Nicht herrschen über die Menschen mit Macht und Waffen, sondern mit Liebe und Freundlichkeit. Das muss ich zuhause allen erzählen!

Balthasar: Sag mal, Kaspar… Eigentlich bist du diesem Gott unterwegs doch schon begegnet: in dem Stern, in dem Köhler, in der kleinen Leah. Denn du hast dich ganz verändert, seitdem wir dich getroffen haben.

Kaspar: Da hast du recht, Balthasar! Und ihr habt auch dazu beigetragen durch eure Freundlichkeit, auch in euch bin ich Gott begegnet [wendet sich dem Kind in der Krippe zu]: Ach, wenn sich doch viele Menschen von dir anrühren und verwandeln ließen!

 

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